
Die Unité 3 im Französischlehrmittel «dis donc! 6» wurde umfassend überarbeitet und startet neu mit der Bildergeschichte «Roule, Sasha!». Worauf es bei der Überarbeitung ankam und wieso eine solche so komplex ist, zeigen wir in diesem Beitrag.
Das stufenübergreifende, mehrfach ausgezeichnete Französischlehrmittel «dis donc!» ist seit rund sieben Jahren in der Primarschule im Einsatz. In jeweils sechs Unités pro Schuljahr tauchen die Kinder in die Sprache ein. Alle Unités steigen alltagsnah ins Thema ein, zum Beispiel mit einer Geschichte in Text- oder Bildform.
Die Unité 3 in «dis donc! 6» begann bislang mit der Geschichte eines Schweinchens namens Gaston. Dieses lernte im Verlauf der Unité, seinen Körper zu lieben, ganz unabhängig von Schönheitsidealen. In der Erprobung in über 30 Klassen gab es keine negativen Rückmeldungen zur Geschichte, später trat jedoch die eigentlich beabsichtigte Botschaft in den Hintergrund. Im Zusammenhang mit Gaston kam es wiederholt zu Mobbingfällen, bei denen Kinder aufgrund ihres Gewichts gehänselt wurden.
Für Isabelle Egli, die als Autorin «dis donc!» für die Primarstufe mitentwickelt hat, und den LMVZ war die Kritik an Gaston nachvollziehbar. Auch wenn die eigentliche Botschaft von Gaston eine andere war, erkannte der Verlag die Schwierigkeiten, die aufgetaucht sind und war dankbar für die Rückmeldungen von Lehrpersonen und Schulen.
Isabelle Egli sagt dazu: «Es gibt Dynamiken, die man nicht voraussehen kann. Das ist im Falle von Gaston passiert. Zudem hat sich auch der gesellschaftliche Diskurs zu Diversität verändert – man geht bewusster und achtsamer mit Vielfalt um.»
Der Verlag entschied sich, eine alternative Geschichte zu suchen. In einem Verlag in der Westschweiz wurde das Projektteam fündig: Die Bildergeschichte «Roule, Sasha!» passte perfekt zu den Lernzielen der Unité.

Was so einfach klingt, war jedoch ein längerer Prozess. Denn die Geschichte musste einigen Kriterien standhalten:
Die Geschichte musste auf das sprachliche Niveau der Unité passen, der Schwierigkeitsgrad durfte sich nicht verändern.
Sie musste sich thematisch in die Unité einfügen. Im Falle der Unité 3 waren das die Themen Sport, Hobbys und Bewegung.
In Bezug auf die Grammatik stehen in der Unité 3 die Verben im Fokus, darauf musste die Geschichte Rücksicht nehmen.
Zudem musste die Geschichte altersgerecht sein, was eine besondere Herausforderung darstellte. Die sprachliche Kompetenz der 6. Klässler ist basal, thematisch sind jedoch Geschichten für kleine Kinder uninteressant.
Der Umfang der Geschichte als Einstieg in die Unité musste in etwa gleich bleiben, die Seitenanzahl durfte nicht verändert werden.
Und natürlich mussten wir auch die Rechte an der Geschichte bekommen, denn sonst hätten wir sie nicht benutzten oder nichts daran ändern dürfen.
Es ist wichtig für die Unité, authentisches Material zu verwenden, denn die Schülerinnen und Schüler sollen lernen, mit echten Ressourcen zu arbeiten – das kann ein Zeitungsartikel, eine Geschichte oder ein Film sein. So wird der Umgang mit fremdsprachigen Texten geschult.
All diesen Anforderungen wurde die Bildergeschichte «Roule, Sasha!» gerecht. Sasha ist ein Hasenjunge. Er ist stark wie ein Bär, spielt Handball und schwimmt wie ein Fisch. Und er sitzt im Rollstuhl.

Doch es reichte natürlich nicht, die Geschichte einfach auszutauschen, es mussten ebenso alle Referenzen darauf geprüft und angepasst werden.
Isabelle Egli, die als Autorin die Überarbeitung betreut hat, macht ein Beispiel: «Der Wortschatz ist im ganzen Lehrmittel aufbauend. Der Austausch der Geschichte zog nach sich, dass auch die Vocabulaire-Liste der Unité verändert werden musste. Dies hatte Auswirkungen auf die Inhalte alle Lehrwerkteile. In der Unité 3 selber, aber auch in den folgenden Unités.»
Das «lexique alphabetique», in dem alle Wörter des Lehrmittels gelistet sind, musste Isabelle Egli minutiös prüfen – eine «Detektiv-Arbeit», wie sie sich lachend erinnert.

Die Autorin verweist auf zwei weitere Beispiele:
Bei der Tâche der Unité 3 geht es darum, ein Rhythmical aus Textteilen und Bewegungen zusammenzustellen. Der Text dazu referenzierte auf Gaston. Dieser musste angepasst werden.
Auch das Lied, das der Liedermacher Gustav eigens für die Unité komponiert hat, musste neu getextet und eingespielt werden.
Nachdem Isabelle Egli alles geprüft und angepasst hatte, ging das Manuskript in den Verlag. Nach verschiedenen Kontroll- und Überarbeitungsrunden war die neue Unité bereit. Seit März 2025 kann die 8. Auflage von «dis donc! 6» bestellt werden.

Mit der neuen Unité ist Isabelle Egli zufrieden. Sie fühle sich wohl mit Sasha, sagt sie und ergänzt: «Ich finde es wichtig, das Thema Behinderungen aufzunehmen.» Um einen achtsamen sprachlichen Umgang damit sicherzustellen, arbeitete der LMVZ mit einer Diversity-Expertin von procap, der grössten Schweizer Selbsthilfe- und Mitgliederorganisation für Menschen mit Behinderungen, zusammen.
Die Überarbeitung der Unité 3 war arbeitsintensiv; Isabelle Egli sass mehrere Wochen über den Manuskripten, prüfte, verglich, änderte. Die Arbeit hat sich aber gelohnt: Mit Sasha hat die Unité 3 von «dis donc! 6» einen sympathischen Protagonisten, der Kinder und Lehrpersonen mit Elan durchs «Franz lernen» begleitet.

Die Geschichte der Unité hat sich verändert, die Lernziele bleiben weitgehend unverändert. Angepasst wurden folgende Lehrmittelteile: Arbeitsheft, Lösungen, Kommentar für Lehrpersonen, Übungen auf der Lernplattform und im digitalen Arbeitsbuch. Die überarbeitete 8. Auflage von «dis donc! 6» ist bereits erhältlich.

Mit «dis donc! 5 und 6» beginnt in der Primarstufe das Französischlernen mit der stufenübergreifenden Lehrmittelreihe «dis donc!». Diese zeichnet sich durch einen sinnvollen Mix aus gedruckten und digitalen Lehrwerkteilen aus. «Dis donc!» ist Lehrplan-21-konform und wurde mehrfach ausgezeichnet.