Bevor «Deutsch Sechs» zum Schuljahr 2026/27 erscheint, wird das Lehrmittel in verschiedenen Schulklassen getestet. Eine davon ist die 6. Klasse von Livia Sommer in Muhen (AG). Die Primarschullehrerin nimmt zum ersten Mal an einer Erprobung teil und berichtet über den Ablauf, überwundene Hürden und neue Erkenntnisse.
Frau Sommer, wie kam es dazu, dass Sie an der Erprobung von «Deutsch Sechs» teilnehmen?
Ich wusste bereits, dass der Band für die 6. Klasse entwickelt wird und habe auf der LMVZ-Website nachgesehen, um mich näher zu informieren. Dort sah ich die Ausschreibung und war gleich interessiert. Nachdem mich dann noch eine Kollegin darauf angesprochen hat, habe ich mich für die Erprobung angemeldet.
Wie läuft die Erprobung des Lehrmittels konkret ab?
Die Erprobung begann nach den Herbstferien und lief bis zu den Weihnachtsferien. Das heisst, ich nahm während insgesamt zehn Wochen mit meiner Klasse einzelne Lektionen aus dem neuen Lehrmittel durch. Das Unterrichtsmaterial erhielt ich bereits nach den Sommerferien, so konnte ich mich in Ruhe einlesen. Zudem wurden wir Erproberinnen und Erprober in einem Online-Meeting von unseren Ansprechpersonen beim LMVZ und den inhaltlichen Projektleiterinnen durch das Lehrmittel und die Lektionen geführt. Die Erprobung wurde sehr gut vorbereitet, es war alles bestens aufgegleist. So konnte ich nach den Herbstferien optimal starten.
«Das Lehrmittel bietet mir eine gute Struktur, in der ich mich zugleich frei bewegen kann.»
Wie kommen Sie bisher mit dem Lehrmittel zurecht?
Ich bin froh, durch das Lehrmittel klare Vorgaben für den Unterricht zu haben, eine gute Struktur, in der ich mich zugleich frei bewegen kann. Zwar arbeite ich bereits seit zehn Jahren an der Schule und habe inzwischen eine gute Basis an Unterrichtsmaterialien. Dennoch ist es oftmals sehr zeitaufwändig und nicht immer zielführend, bestimmte Arbeitsmaterialien zu recherchieren und zusammenzustellen. Mit dem neuen Lehrmittel sieht das anders aus, es bietet viel Inhalt an einem Ort. Zudem wird auf der Online-Plattform alles gut erklärt.
Wo lagen die Schwierigkeiten bei der Umstellung?
Zu Beginn musste sich meine Klasse erst an die Art der Aufgabenstellung gewöhnen. Die Aufgaben im Lehrmittel sind relativ offen formuliert, es gibt verschiedene Umsetzungsmöglichkeiten. Diesen Freiraum waren meine Schülerinnen und Schüler nicht gewohnt, daher haben sie oftmals nachgefragt und ich habe viel erklärt. Auch bei der «Gesprächswerkstatt» hatten sie zunächst Mühe, selbstständig in der Gruppe zu arbeiten. Als ich einen strengeren Ablauf vorgegeben habe, sind sie damit besser zurechtgekommen als mit der freien Wahl der verschiedenen Posten. Ich denke, dieser Gewöhnungsprozess ans neue Lehrmittel ist normal. Schliesslich kannte meine Klasse vorher kein anderes Lehrmittel aus der «Deutsch»-Reihe, wir sind ganz neu eingestiegen. Es hat sich dann aber gut eingespielt.
Wie gefällt der Klasse das Kapitelthema «Gesprächswelten», das Gegenstand der Erprobung war?
Meine Schülerinnen und Schüler sind allgemein sehr redselig, das Thema Gesprächswelten kommt ihnen daher sehr entgegen. Sie freuen sich immer, wenn ich sage: «Wir reden heute wieder miteinander» (lacht). Bemerkenswert finde ich, dass sie die gelernten Redemittel nun sehr gut nutzen und vielfältig anwenden. Es bedeutet doch einen grossen Lernfortschritt, im Dialog nicht mehr nur «Ja, aber» zu sagen, sondern differenzierende Formulierungen anzuwenden wie beispielsweise «Meiner Meinung nach …». Da merke ich, dass sie wirklich etwas daraus mitgenommen haben.
«Ich kann mir gut vorstellen, ‹Deutsch Sechs› zukünftig im Unterricht einzusetzen.»
Welches Feedback werden Sie an den Verlag zurückmelden?
Im Grossen und Ganzen fällt mein Feedback auf jeden Fall positiv aus und ich kann mir gut vorstellen, das Lehrmittel «Deutsch Sechs» zukünftig im Unterricht einzusetzen. Meine Änderungsvorschläge betreffen insbesondere die Bewertung des Redeanlasses «Dschungel-Game». Die Kriterien sind für mich zu offen formuliert und lassen zu viel Interpretationsspielraum. Positiv sticht hervor, dass im Kapitel «Gesprächswelten» auch die Stärken derjenigen Kinder zum Ausdruck kommen, die bei theorielastigen Unterrichtseinheiten eher schwächer abschneiden. Für mich als Lehrperson ist es ausserdem hilfreich, den Online-Kommentar und vorgegebene Bewertungsanlässe nutzen zu können.
Wie gross war für Sie der zeitliche Mehraufwand durch die Erprobung?
Für mich hat sich der Zeitaufwand in Grenzen gehalten. Ich habe mich stark an den Vorgaben orientiert und die Lektionen so durchgeführt wie vorgesehen, das hat gut funktioniert. Obwohl gleichzeitig viele Anlässe an der Schule stattfanden, konnte ich die Lektionen regelmässig während der Deutschstunden durchführen, wir haben uns gut darauf konzentriert.
«Durch die Erprobung reflektiere ich stärker, was gut läuft und was weniger.»
Und was nehmen Sie sonst noch mit?
Durch die Erprobung mache ich mir mehr Gedanken über die Aufgabenstellung, ich reflektiere stärker, was gut läuft und was weniger. Meine Bewertung wird als Feedback gesammelt und fliesst später mit ins Lehrmittel ein. Und natürlich lerne ich auf diesem Weg das neue Lehrmittel sehr gut kennen und verstehe das Konzept und die Herangehensweise viel besser. All das gefällt mir und motiviert mich zusätzlich. Ich freue mich schon jetzt auf das Erscheinen von «Deutsch Sechs»!