Ausgehend vom Handbuch «Deine Sprache – meine Sprache» zeigen wir Stolperfallen auf, die Fremdsprachige beim Deutschlernen haben können. In unregelmässiger Abfolge stellen wir verschiedene Sprachen vor – heute die mazedonische.
Für etwa 2,2 Millionen Menschen ist Mazedonisch die Muttersprache. 1,3 Millionen leben in der Republik Nordmazedonien, etwa 900'000 im Ausland, darunter Griechenland, die Schweiz und die USA. In der Schweiz sprechen etwa 12'000 Menschen Mazedonisch als erste Sprache.
Im Nachschlagewerk «Deine Sprache – meine Sprache» werden die Besonderheiten des Mazedonischen ausgeführt und in Bezug zum Deutschen gesetzt. Es richtet sich an Lehrpersonen sowie an Personen, die beruflich oder privat mit Kindern und Jugendlichen nichtdeutscher Erstsprache zu tun haben (siehe Box).
Mazedonisch ist eine indoeuropäische Sprache und gehört zu den slawischen Sprachen, genauer zur südslawischen Gruppe. Manuskripte aus dem 9./10. Jahrhundert gehören zu den ältesten Zeugen der Sprache, sie wurden in der Glagoliza-Schrift, der ältesten slawischen Schrift, verfasst.
1944 erfolgte eine Normierung der mazedonischen Standardsprache, welche heute mit dem kyrillischen Alphabet geschrieben wird. Der Wortschatz ist eng mit jenem anderer südslawischer Sprachen verwandt, es werden Lehnwörter aus dem Türkischen, Griechischen, Lateinischen, Deutschen und Englischen verwendet.
Wie das Deutsche kennt auch das Mazedonische bei Nomen drei Geschlechter (Maskulinum, Femininum, Neutrum) und zwei Numeri (Singular, Plural). Beim Plural werden drei Arten unterschieden: einfacher Plural, kollektiver Plural, Zählplural (letzterer nur beim Maskulinum).
Unterschieden wird zudem zwischen Unbestimmtheit und Bestimmtheit (der/ein). Anders als im Deutschen wird die Unbestimmtheit häufig durch das Fehlen des Artikels markiert, der bestimmte Artikel wird angehängt statt vorangestellt. Es gibt drei Varianten des bestimmten Artikels, welche die Nähe zur bezeichneten Sache oder Person ausdrücken.
Bei Nomen wie bei Adjektiven fehlt die Deklination nach dem Kasus, es gibt also keine Kasusendungen. Adjektive werden mit Präfix gesteigert, zudem können auch Nomen in Komparativ und Superlativ gesteigert werden und so die Rolle eines Adjektivs übernehmen (Bsp. toj e pomajstor / er ist ein besserer Fachmann).
Bei den Verben gibt es keine Infinitivform, die anderen Zeiten und Verbformen sind analog dem Deutschen vorhanden. Anders als im Deutschen werden Bestimmtheit, Unbestimmtheit, Vollendung, Nichtvollendung und Wiederholbarkeit der Handlung im Verb angezeigt. Hinzu kommen die Modi «Optativ» (Wunsch- und Fluchform, Nikogaš se ne vratil!: Er möge nie wieder kommen!) und «Admirativ» (Bewunderungsform, Ama si vnimatelen!: Du bist aber aufmerksam!).
Die Verben sind das zentrale Element im mazedonischen Satz, sie stehen in der Regel an zweiter Stelle des Satzes.
Präpositionen ersetzen die fehlenden Kasusmarkierungen bei Nomen und Adjektiven.
Die Verschriftlichung ist lautgetreuer als im Deutschen, Dehnungen und Verdoppelungen sind dem Mazedonischen fremd.
«Mazedonisch wird mit dem kyrillischen Alphabet geschrieben.»
Die genannten sowie weitere Unterschiede zwischen Deutsch und Mazedonisch sorgen dafür, dass Menschen mit mazedonischer Erstsprache beim Deutschlernen mitunter auf Hürden stossen. Diese werden hier in nicht abschliessender Form dargestellt.
Umlaute und Diphthonge sind unbekannt, diese Laute müssen sorgfältig eingeübt werden. Schülerinnen und Schüler, die im Herkunftsland alphabetisiert wurden, zeigen Mühe beim Schreiben von Umlauten, Diphthongen und der Schreibweise von bestimmten Wörtern. Einzuführen sind zudem die Grossschreibung der Nomen sowie Dehnungen und Schärfungen.
Erklärt werden muss, dass beide Artikel (bestimmt/unbestimmt) vor dem Nomen stehen. Zudem müssen die Deklination und die Bedeutung einzelner Fälle erlernt werden, dies sowohl in Zusammenhang mit den Nomen wie auch den Adjektiven.
Bei der Konjugation sind die Pronomen im Mazedonischen nicht erforderlich, das unpersönliche «es» fehlt ganz. Dies muss gelernt werden.
Mühe bereiten mitunter die Bildung des Perfekts, die verbale Klammer, die Stellung des Objekts und die Abtrennung und Nachstellung der Vorsilben von Verben.
Da die Präpositionen im Mazedonischen anders funktionieren als im Deutschen, gibt es hier oft Verwechslungen (beispielsweise wird statt «über» «für» verwendet – «wir lachen für ihn» statt «über ihn»).
«Deine Sprache – meine Sprache» möchte zur interkulturellen Verständigung bei der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen beitragen. Es bietet einen gut verständlichen Einblick in die Struktur und Eigenheiten der 20 häufigsten Migrationssprachen in der Schweiz und in die mit ihnen verbundenen Schwierigkeiten beim Deutscherwerb.
Poster mit illustrierten Hasenreimen in 15 Sprachen. Das Poster kann in 15 Postkarten, A6, ausgeschnitten werden.
Dem Poster sind 8 Blätter mit Übersetzungen und Aussprachehilfen beigelegt.