Tipps für einen lebendigen und kreativen Fremdsprachenunterricht

von Karin Keller - 08 Oktober 2024
Zwei Jungen schauen sich eine Weltkarte an.

Auch wenn «Wörtli lernen» und Grammatik nach wie vor zum Fremdsprachenunterricht gehören – heute setzt man vor allem auf die Kommunikation in der zu erlernenden Sprache. Dafür gibt es unterschiedliche Möglichkeiten. Wir stellen sie vor.

Ein warmer Sommernachmittag, eine sechste Klasse und beschwingte Stimmung: In einer Französischlektion im Glarnerland startet der Unterricht mit einem Chanson. Die Kinder kennen das Lied bereits aus der fünften Klasse, sie singen den auf Leinwand projizierten Text routiniert mit.

Ein Beispiel dafür, wie Fremdsprachenunterricht lebendig und kreativ gestaltet werden kann: Die Musik ermöglicht den Kindern einen Zugang zur Fremdsprache.

Sprachen im Austausch lernen

Andere Klasse, ähnliche Herangehensweise: Auch Luzia Vogel büffelt mit ihren Schülerinnen und Schülern nicht einfach Vokabeln und Grammatik, sondern vermittelt die Sprache (auch) über andere Wege. Die Sekundarlehrerin und Fachspezialistin bei der Fachstelle für Austausch und Mobilität des Kantons Zürich setzt dabei auf Austausch: In ihren Klassen gehört der Kontakt zu Jugendlichen aus der französischsprachigen Schweiz immer dazu.

Dazu zählen Brieffreundschaften, zweisprachige Klassentreffen und auch der Sprachaufenthalt in der Romandie von einzelnen Jugendlichen. Eingeführt hat Vogel dies, um ihren Unterricht attraktiver und abwechslungsreicher zu machen. Und sie macht gute Erfahrungen damit:

«Die Jugendlichen sind bei den Brieffreundschaften sehr engagiert und motiviert. Es ist immer ein Highlight, wenn sie Briefe verschickt haben und dann die Antworten aus dem Welschland eintrudeln. Die Schülerinnen und Schüler wissen: Ich habe direkte Adressaten, ich kommuniziere mit echten Menschen und mache das nicht für die Lehrperson.»

Diese Erkenntnis haben die Jugendlichen auch, wenn sie sich mit der Partnerklasse treffen oder wenn einzelne Jugendliche in den Austausch in die Romandie gehen. Dass sie die Sprache wirklich anwenden werden, sei ein riesiger Anreiz, sich im Unterricht anzustrengen, so Vogel.

Für Nicole Bandion, die Leiterin der Fachstelle, sind es nicht nur die Fähigkeiten in der Fremdsprache, die Jugendliche im Austausch erlangen: «Die Jugendlichen lernen viel über andere Lebenswelten, erweitern ihre soziale Kompetenzen und werden reifer. Wenn Jugendliche aus dem Austausch zurückkommen, sind das andere Menschen».

Zugang zur Sprache über Kultur, Spiel und Kulinarik

Zurück zur Klasse aus dem Glarnerland. Sie eignet sich die Französischvokabeln nicht nur singend, sondern auch spielend an. In zwei Gruppen erraten die Kinder, welche Begriffe sich hinter Bildern verstecken. Die Bilder werden Stück für Stück freigegeben, die Kinder rufen Wörter ins Plenum und versuchen so, den Sieg für die eigene Gruppe zu sichern.

Auch andere Spiele eignen sich, um sich die Wörter in der neuen Sprache zu merken: Bingo, Domino, Memory oder Pantomime sind Klassiker, die sich fürs Voci-Lernen einfach abwandeln und einsetzen lassen.

Ein Filmplakat, das in einem Buch abgedruckt ist.
Auch im Französischlehrmittel «dis donc!» findet sich Inspiration für Filme im Unterricht.

Insbesondere bei fortgeschrittenen Kindern sind auch Filme eine gute Möglichkeit, Fremdsprachen zu vermitteln. Beim Zuschauen wird passiv gelernt, bei der späteren Diskussion werden Wortschatz und Kommunikationsfähigkeiten geübt und erweitert.

Doch nicht nur Film und Musik, auch Theater, Poetry Slam oder gemeinsames Kochen und Essen lassen sich im Fremdsprachenunterricht einsetzen, um Lernende zu motivieren und begeistern. Das höchste Ziel des modernen Fremdsprachenunterrichts ist es, zum Sprachgebrauch und zur Kommunikation zu animieren. Allfällige Grammatikfehler werden dabei nicht so stark gewichtet, sondern als Teil des Lernprozesses verstanden.

Das Wichtigste dabei: Die Inhalte müssen nah an der Lebenswelt der Kinder und Jugendlichen sein. Phrasen und Rollenspiele, die man später vielleicht mal brauchen wird, mit denen man sich aber heute nicht identifizieren kann, sind nicht geeignet.

Ein Auszug aus dem Französischlehrmittel.
Wie hast du den Schulstart erlebt? Darüber sprechen die Kinder im Lehrmittel und in der Klasse.

Sprach- und Austauschprogramme in Schweizer Schulen

Luzia Vogel empfiehlt, möglichst einfach und niederschwellig zu starten, wenn man den Fremdsprachenunterricht abwechslungsreicher gestalten möchte. Die Fachstelle des Kantons bietet gemeinsam mit Partnerorganisationen Unterstützung – sie berät, vernetzt, organisiert Veranstaltungen und hat pfannenfertige Programme im Angebot. Beispiele dafür sind:

Culture Mobile: Eine Gastlehrperson aus der Romandie unterrichtet während einiger Tage pro Jahr in Zürcher Schulklassen. Dies kann der Start für weitere Austauschprojekte sein.

Deux im Wald: Klassen aus der Romandie und Deutschschweiz arbeiten gemeinsam an Bergwaldprojekten. Projektwoche und Sprachaustausch in einem.

Nationale Austauschwoche: Die jährlich stattfindende Veranstaltung fördert den Klassenaustausch zwischen Klassen der Primarschule und Sek I in den verschiedenen Sprachregionen. Sie findet 2024 vom 18. bis 22. November statt.

Rencontres: Die Tagung findet dieses Jahr am 8. und 9. November statt und bietet Lehrpersonen aus dem Kanton Zürich und der Romandie Gelegenheit, sich auszutauschen und in Kontakt zu kommen.

«dis donc!»

alt text

Das mehrfach ausgezeichnete Französischlehrmittel «dis donc!» für die 5. bis 9. Klasse ist wirklichkeitsnah, klar strukturiert und ansprechend gestaltet.


Fandest du diesen Artikel nützlich?
NaN likes

Teile diesen Artikel:

Weitere interessante Beiträge