Logbuch: «Die Lehrpersonen machen sowieso, was sie wollen»

von Franziska Meier - 31 Mai 2024
Logbuch 3 Kapitel Kleidung

Linear oder modular? Bei Erprobungen und Einführungsveranstaltungen von «Logbuch» bevorzugte der überwiegende Teil der Lehrer und Lehrerinnen den geführten, linearen Unterricht – sie schätzten daher das linear-chronologisch strukturierte Lehrmittel. In zwei Interviews geben Professor Peter Gautschi, Leiter des «Logbuch»-Autorenteams, und Autorenteammitglied Bettina Akermann-Inderbitzin Auskunft über die Vorteile des Lehrmittels.

Herr Gautschi, warum haben Sie sich bei «Logbuch» für eine lineare Strukturierung entschieden?

Lernen ist zwar ein individueller, aber kein beliebiger Prozess. Diese Erkenntnis liegt unter anderem auch dem Lehrplan 21 zugrunde, der Kinder und Jugendliche über die Zyklen hinweg von Kompetenzstufe zu Kompetenzstufe führt. Diese Stufen unterscheiden sich zum Beispiel nach der Schwierigkeit, nach Komplexität, der Lebensnähe oder dem Grad der Abstraktion. Auch der Aneignungsprozess selbst folgt einer Logik. Wenn Kinder und Jugendliche der Welt begegnen und sich mit ihr auseinandersetzen, nehmen sie neue Phänomene, Sachen und Situationen wahr, erschliessen sich diese und ordnen sie in ihre Vorstellungen von der Welt ein. Dabei gewinnen sie zunehmend Orientierung in der Welt und erlangen Handlungsfähigkeit. – Mit «Logbuch» empfehlen wir solche aufbauende Welterfahrung, bieten einen zyklischen Lernweg, ermöglichen Begegnungen vom Einfachen zum Schwierigen, vom Konkreten zum Abstrakten, vom Bekannten zum Unbekannten. Und dank Wiederholungen wird das Gelernte gefestigt, und die Schülerinnen und Schüler bekommen Sicherheit.

Zur Person

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Peter Gautschi ist Professor für Geschichtsdidaktik an der Pädagogischen Hochschule Luzern und Leiter des Instituts für Geschichtsdidaktik und Erinnerungskulturen. Als Projektleiter Inhalt wirkt Gautschi wesentlich an der Entwicklung der Lehrmittelreihe «Logbuch» mit.

Welches sind die Vorteile der linearen Führung?

Klarheit, Einfachheit, Struktur. Die Fülle des Angebots im Bereich der Gesellschaftswissenschaften kann überwältigen. Wir kennen die Erfahrung auch aus dem Internet, wo plötzlich nicht mehr klar ist, was wichtig und was unwichtig ist und wo genau wir sind. Fürs Lernen ist unabdingbar, Orientierung zu bekommen. Nur dann bin ich in der Lage, an das anzuknüpfen, was ich schon kann und weiss, um von dort aus weiterzugehen.

«Die Lehrpersonen haben mit jedem Lehrmittel immer alle Freiheiten.»

Haben Sie positive Rückmeldungen zu dieser Strukturierung erhalten?

Ja, wir haben viele positive Rückmeldungen bekommen. Die Orientierung an Grundbedürfnissen, der klare Kapitelaufbau, das zyklische Lernen, der rhythmisierte Wechsel von gedrucktem Themenheft und von digitaler Lernplattform erleichtern das Lernen – aber auch das Lehren, wo ebenfalls Klarheit, Einfachheit, Struktur und Orientierung zentral sind.

Wie viel Freiheit haben die Lehrpersonen innerhalb der linearen Führung?

Die Lehrpersonen haben mit jedem Lehrmittel immer alle Freiheiten. Wir wissen aus der Forschung, dass sie sowieso machen, was sie wollen. Und dies ist richtig! Im digitalen Handbuch für Lehrpersonen machen wir zwar konkrete Vorschläge für die Unterrichtsgestaltung, aber wie die Lehrpersonen damit umgehen, ist ihnen überlassen. Sie kennen die Kinder und Jugendlichen am besten und wissen, wer mit offenem und wer mit geführtem Unterricht besser lernt.


Zur Person

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Bettina Akermann-Inderbitzin ist wissenschaftliche Mitarbeiterin und Dozentin Mentorat an der PH Luzern. Als Teil des Autorenteams ist sie an der Entwicklung von «Logbuch» beteiligt.

Frau Akermann-Inderbitzin, Sie haben selbst unterrichtet. Wie schätzen Sie den linearen Unterrichtsverlauf von «Logbuch» aus dieser Sicht ein?

Der Aufbau von «Logbuch» ist klar. Das hilft im Unterricht. Wenn Lehrpersonen, Schülerinnen und Schüler in einem Lehrmittel schnell und unkompliziert erkennen können, wie der Lernweg durch das Thema führt, ist vieles gewonnen. Einerseits sind der Ablauf und die Organisation klar. Die Lernenden arbeiten ausschliesslich mit zwei Elementen: dem gedruckten Themenheft und der digitalen Lernplattform. Die Verweise, wann mit der Lernplattform gearbeitet werden kann, stehen direkt im Themenheft. Das erleichtert die Organisation für die Lehrperson, und durch die klare Struktur können auch die Lernenden in die Verantwortung für den Ablauf der Lektion einbezogen werden. Andererseits bietet «Logbuch» Transparenz. Durch die bereits erwähnte Klarheit ist den Schülerinnen und Schülern bewusst, was von ihnen verlangt wird.

Können Sie ein oder zwei Beispiele aus «Logbuch» nennen, um dies zu veranschaulichen?

Im Unterkapitel «Das Recht auf Freizeit» in «Logbuch 4» arbeiten die Lernenden zuerst im Themenheft und werden in die Thematik der Kinderrechte eingeführt. Ein Hinweis im Heft führt die Schülerinnen und Schüler auf die Lernplattform, und sie lernen mithilfe von Illustrationen einzelne Kinderrechte kennen. Die Erkenntnisse daraus werden dann in das Produkt «Freizeitjournal» eingetragen. Dazu steht die Anleitung wieder im Themenheft. «Logbuch» führt die Schülerinnen und Schüler also vom Themenheft auf die Lernplattform und wieder zurück.

Abbildung des Wechsels zwischen Print und digital

Vom Themenheft zur Lernplattform und wieder zurück: Im Themenheft beim Unterkapitel «Das Recht auf Freizeit» befindet sich links unten der Hinweis, zu LMVZ digital zu wechseln. Sind die Aufgaben auf der Lernplattform gelöst, geht es mit einer analogen Aufgabe weiter (links ganz unten), diesmal im Freizeit-Journal.

Im Kapitel «Kleidung» von «Logbuch 3» stellen die Lernenden als Produkt eine Collage her. Zuerst werden den Schülerinnen und Schülern die Arbeitsschritte einer Collage und Kriterien für eine gute Collage aufgezeigt. Im Kapitel kommt dann immer wieder ein Symbol – eine Schere – mit einem Auftrag für die Collage. Dieser Auftrag bezieht sich immer auf das entsprechende Unterkapitel.

Ausschnitt aus Logbuch zur Collage

Im Kapitel «Kleidung» erscheint unter «Produkt: Collage» die Anleitung mit einem Scherensymbol (rechts im Bild).

Ausschnitt aus Logbuch mit verschiedenen Symbolen

Im Unterkapitel «Warum tragen wir Kleidung» zeigt die Schere an, dass die Schülerinnen und Schüler nach Beispielen für Berufskleidung suchen sollen. Die Bilder aus den verschiedenen Unterkapiteln werden schliesslich zur Collage zusammengefügt.

Haben Sie positive Rückmeldungen zu dieser Strukturierung erhalten?

Viele Lehrpersonen melden mir, dass sie die Klarheit von «Logbuch» sehr schätzen. Diese Klarheit hat wesentlich mit der Strukturierung zu tun. Von Schülerinnen und Schülern habe ich gehört, dass sie besonders gerne auf der Lernplattform arbeiten und sich da gut orientieren können.

Zum Lehrmittel

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«Logbuch» deckt den gesellschaftswissenschaftlichen Teil des Fachbereichs Natur, Mensch, Gesellschaft ab. Das neu entwickelte, unterrichtsleitende Lehrmittel für die Primarschule nimmt die Kinder mit auf eine Reise durch Räume, Zeiten und Gesellschaften.


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