Die Buchreihe «Ulla aus dem Eulenwald» begeistert seit Jahren Schulen, Kindergärten und Familien. Im Interview erzählt die Autorin und Medienpädagogin Eveline Hipeli, wie die Geschichten mit der klugen Eule dabei helfen, Vorurteile gegenüber Medienbildung abzubauen und Lehrpersonen, Kinder und Eltern zu einem kreativen und verantwortungsvollen Umgang mit Medien inspirieren.
Frau Hipeli, die Buchreihe «Ulla aus dem Eulenwald» hat seit der Veröffentlichung des erstens Bandes im Jahr 2015 viele Familien, Kindergärten und Schulen begleitet. Welche Erfahrungen haben Lehrpersonen und Eltern in den letzten Jahren mit der Buchreihe gemacht?
Wir stellen immer wieder fest, wie der Einsatz von «Ulla aus dem Eulenwald» dabei hilft, gewisse Vorurteile gegenüber Medienbildung und Informatik abzubauen. Lehrpersonen und Eltern haben ja noch oft die Vorstellung, dass Kinder in der Schule heute einfach mehr vor dem Computer sitzen und bestimmte Programme lernen. Dabei geht vergessen, dass dies nur ein ganz kleiner Aspekt der Medienbildung bzw. Anwendungskompetenz ist. Mit den Ulla-Büchern erfahren Lehrpersonen und Eltern oftmals einen ganz neuen Zugang zur Medienwelt und merken, dass es bei dem Thema um sehr viel mehr geht als um den Umgang mit dem Computer oder dem Handy.
Hat sich das Medienverhalten der Drei- bis Sechsjährigen seit dem Erscheinen der Buchreihe verändert?
Die grundlegenden Medienthemen haben sich nicht verändert. Allerdings ist der Zugang zu Inhalten aus dem Internet auch für kleine Kinder noch einfacher geworden. Das liegt unter anderem an der zunehmenden Präsenz von Sprachassistenten in den Haushalten. Zudem sind die sogenannten Kinder-Influencer weiter in den Vordergrund gerückt. Die Verbindung zum Thema Werbung ist dabei offensichtlich. Diese neuen Herausforderungen mit Medieninhalten und -anwendungen machen deutlich, wie elementar es ist, möglichst früh und spielerisch mit der Medienerziehung zu beginnen und eben nicht zu lange zu warten.
Welche medienpädagogischen Ansätze haben sich bei der praktischen Umsetzung in Kindergärten und Schulen als besonders wirksam erwiesen?
Der holistische Ansatz ist uns sehr wichtig. Das zeigen wir auch in unseren Kursen auf www.sapia.ch. Dabei geht es um verschiedene Schritte: Die Lehrpersonen führen zuerst in ein Medienthema ein. Danach kommt die Geschichte zum Zug und breitet den Thementeppich auf kindgerechte Art und Weise aus. Daraus ergeben sich Gespräche und Fragen – die Kinder besprechen, fragen und diskutieren. Dabei dürfen die Kinder selbst zu Medienproduzentinnen und Medienproduzenten werden – aktive Medienarbeit mit Hilfe der Lehrperson macht ihnen viel Spass. Zum Schluss dürfen sie ihre Werke präsentieren – anderen Schulklassen oder auch den Eltern an einem Besuchstag. Auf diese Art und Weise integriert die Lehrperson zahlreiche Kompetenzen des Lehrplans 21 in ein einziges Projekt, und die Kinder erleben Medienfacetten, die sie in dieser Bandbreite zu Hause gar nicht erfahren können.
Wie können Eltern heute besser in die frühkindliche Medienerziehung einbezogen werden?
Indem man ihnen aufzeigt, dass Medienerziehung durchaus «machbar» ist, vor allem durch Gespräche mit dem eigenen Kind über Medien. Und dass Eltern nicht jede Medienentwicklung toll finden und mitmachen müssen, um medienerzieherisch etwas zu leisten. Ein offenes Ohr, ein offenes Auge und eine Portion Neugier sind entscheidend, wenn es darum geht, die Medienvorlieben des eigenen Kindes kennenzulernen, zu regulieren und zu verstehen. Wer mit seinem Kind über Medien spricht, zeigt nichts anderes als Interesse an seiner Lebenswelt. Und als Eltern sind wir ja sehr am Wohlergehen unserer Kinder interessiert.
Die Reihe besteht aus fünf Vorlesebüchern zu je einem Medienthema. Welche Materialien stehen ausserdem zur Verfügung?
Wichtiger Bestandteil des Angebots ist die Website www.ulladieeule.ch, die viele kostenlose Ideen für Lehrpersonen und Eltern zur Verfügung stellt. Dort sind Gesprächs- und Bastelanleitungen sowie Ideen für einfache, altersgerechte Medienprojekte zu finden, die man ohne grossen technischen oder finanziellen Aufwand umsetzen kann. Dann gibt es noch eine kleine, süsse Filzeule, die man bei der aktiven Medienarbeit einsetzen kann. Für die Kleinsten gibt es ausserdem ein Malbuch zum Bilderbuch «Das Buchstabengespenst».
Was wünschen Sie sich für die Zukunft der frühkindlichen Medienbildung?
Weiterhin neugierige Eltern und Lehrpersonen, die Medien nicht nur als etwas Lästiges ansehen, das man regulieren und einschränken muss. Sondern dass Medienbildung bedeutet, hinter die Kulissen der Medien(-produktionen) zu blicken, kritisches Denkvermögen zu entwickeln, Medien auch geniessen zu lernen und verantwortungsvoll und kreativ mit ihnen umzugehen. Und für Lehrerinnen und Lehrer wünsche ich mir ein bisschen mehr Verbindlichkeit im Stundenplan – vor allem deshalb, weil sie dadurch mehr Zeit dafür zur Verfügung hätten. Davon würden alle profitieren: Denn Medienprojekte machen viel Spass und sind aus einer Mediengesellschaft wie der unseren nicht mehr wegzudenken.
Dr. phil. Eveline Hipeli ist Medienpädagogin und Kommunikationswissenschaftlerin. Sie arbeitet an der Pädagogischen Hochschule Zürich im Bereich Medienbildung. Hauptsächlich beschäftigt sie sich mit der Medienkompetenz von Kindern und Jugendlichen und damit, wie Erwachsene den Heranwachsenden beim Erwerb von Medienkompetenz helfen können.
Mit der Buchreihe «Ulla aus dem Eulenwald» entdecken Kinder die Welt der Medien. Sie lernen zuzuhören, miteinander über Geschichten zu sprechen und Fragen zu stellen. Die charmant illustrierten Vorlesebücher mit Anna, Peter und der Eule Ulla bieten drei- bis achtjährigen Kindern einen unterhaltenden und altersgerechten Zugang zur Medienwelt.