Wie moderne Fremdsprachenlehrmittel zum Sprechen anregen und wieso dies für Lehrpersonen sowie für Schülerinnen und Schüler anstrengend sein kann, erzählt Nico Sieber, Seklehrer, im Gespräch.
Nico Sieber: Der kommunikative Ansatz, das heisst, die Schülerinnen und Schüler werden über viele kleine Gesprächssituationen zum Sprechen angeleitet, und zwar mittels Themen, die ihren Alltag betreffen. Sie äussern sich, weil sie etwas mitzuteilen haben, während sie in klassischen Lehrmitteln oft nur dazu aufgefordert werden, einen gegebenen Satz durch Austauschen einiger Wörter umzuformen. Echte kommunikative Situationen sind gleichzeitig bereichernd, aber auch fordernd für Schülerinnen, Schüler und Lehrpersonen.
«Als Lehrperson muss man sich daran gewöhnen, dass nicht von Beginn an die formale Korrektheit im Vordergrund steht.»
Die Schülerinnen und Schüler werden beispielsweise damit konfrontiert, jemandem in der Fremdsprache die Sportart vorzustellen, die sie lieben, oder über ein Missgeschick zu berichten, das ihnen passiert ist. Da müssen sie manchmal um Worte ringen, können ihre Kreativität unter Beweis stellen oder ihr Schauspieltalent zeigen. Als Lehrperson muss man sich daran gewöhnen, dass nicht von Beginn an die formale Korrektheit im Vordergrund steht.
Die Sprache wird für sie als Mittel der Kommunikation erfahrbar und nicht in erster Linie als Geflecht verschiedener Regeln und Ausnahmen. Grammatik und Üben spielen auch im modernen Fremdsprachenunterricht eine wichtige Rolle, aber an erster Stelle stehen hilfreiche Strategien und Aufgaben, um in echten Gesprächssituationen zu bestehen.
Ich unterrichte nun schon seit über 15 Jahren Französisch. In der 3. Oberstufe habe ich früher – angeleitet von den Lehrmitteln – viel Grammatik in die Köpfe der Lernenden zu pressen versucht und hatte gleichzeitig das Gefühl, dass sie kommunikativ nicht vom Fleck kommen. Mit dem neuen kommunikativen Ansatz sehe ich hier eine klare Verbesserung.
Ausgelernt hat man beim Spracherwerb nie. Deshalb hoffe ich, dass mein Französischunterricht meine Schülerinnen und Schüler anregt, an der Sprache dranzubleiben, die Welt zu bereisen und so ihre Sprachkenntnisse zu vertiefen und vor allem anzuwenden.
Zur Person
Nico Sieber ist Klassenlehrer Sek B/C mit Schwerpunkt Deutsch, Französisch, Geschichte (heute RZG), Natur und Technik, Medien und Informatik sowie Technisches Gestalten. Er amtiert als Vizepräsident des Lehrpersonenverbands SekZH und hat als Autor an «dis donc!» für die Sekundarstufe I mitgewirkt.
«dis donc!» – stufenübergreifendes Französischlehrmittel
Das stufenübergreifende Französischlehrmittel «dis donc!» für die 5. bis zur 9. Klasse ist wirklichkeitsnah, klar strukturiert und ansprechend aufbereitet. Die Schülerinnen und Schüler erwerben Kompetenzen in allen sechs definierten Kompetenzbereichen des Lehrplans 21. Die handlungsorientierten Aufgaben vernetzen verschiedene Kompetenzbereiche miteinander und sind mit authentischem Inputmaterial aus der Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler verknüpft. Jede Unité schliesst mit einer kommunikativen Schlussaufgabe ab.
Neuentwicklung: Englisch für den 2. und 3. Zyklus
Der Bildungsrat des Kantons Zürich hat dem LMVZ den Auftrag erteilt, ein neues Englischlehrmittel für den 2. und 3. Zyklus zu erarbeiten. Das neue Englischlehrmittel erscheint einlaufend ab Schuljahr 2027/28, beginnend mit dem Jahrgangsband für die 3. Klasse. Erstmals verfolgt der Verlag bei der Entwicklung eines neuen Fremdsprachenlehrmittels einen hybriden Ansatz. Das bedeutet, dass im Unterricht digitale und gedruckte Schülermaterialien ineinandergreifend eingesetzt werden.