Moderner Sportunterricht – vielfältig, individuell, bestärkend

von Karin Keller - 07 März 2024
Kinder tragen eine Matte über ihrem Kopf.

Sportunterricht gehört zur Bildung auf allen Stufen dazu. Er fördert die Freude an der Bewegung und ermöglicht einen Zugang zu verschiedenen Sportarten. Wir gehen der Frage nach: Wie sieht moderner Sportunterricht aus?

Freude an Sport und Bewegung wecken, sportliche Fähigkeiten entwickeln und im Idealfall einen Zugang zum lebenslangen Sporttreiben finden – Sportunterricht ist seit jeher wichtiger Bestandteil der Bildung auf allen Stufen. Doch Sportunterricht ist nicht nur sportliche Bildung, sondern fördert auch die ganzheitliche Entwicklung der Schülerinnen und Schüler.

Für Lehrpersonen auf der Primarstufe stellt der Sportunterricht eine Abwechslung zum Unterricht im Klassenzimmer dar, bisweilen aber auch eine Herausforderung. Wie immer gilt es, den Lernstoff zu vermitteln und allen Kindern gerecht zu werden. Beim Sportunterricht kommt die Dimension der Bewegung hinzu: Es ist naturgemäss erwünscht, dass die Schülerinnen und Schüler in Bewegung sind, gleichzeitig kann dies die Aufmerksamkeit und die Beurteilung erschweren.

Wie können Lehrpersonen damit umgehen und wie sieht moderner Sportunterricht aus? Wir haben mit Fachpersonen aus Didaktik und Praxis gesprochen und die wichtigsten Punkte zusammengetragen.

Kompetenzorientiert – die Kinder lernen fachlich und überfachlich

Der Lehrplan 21 sieht vor, dass die Kinder im Sportunterricht vielfältige Kompetenzen erlernen, sowohl fachliche wie auch überfachliche. Im Lehrplan sind 15 motorische Kompetenzen definiert, die die Schülerinnen und Schüler im Verlauf der obligatorischen Schulzeit aufbauen und vertiefen. Dazu zählen Bewegungen an Geräten, Ballspiele, Schwimmen, Tanzen und mehr.

Hinzu kommen überfachliche Kompetenzen, erklärt Sabine Conti, Dozentin und Fachkoordinatorin Bewegung und Sport an der PH Luzern. Dazu gehören der Umgang mit Ängsten, Herausforderungen und Druck, soziale Fähigkeiten sowie die Fähigkeit, seinen Körper wahrzunehmen und sich über ihn auszudrücken.

Ein Mädchen balanciert über eine Langbank in der Turnhalle.

Bestärkend – die Kinder wissen um ihre Fähigkeiten

Moderner Sportunterricht hat nicht per se zum Ziel, Kindern verschiedene Sportarten beizubringen, sondern sie in der Bewegung anzuleiten und Vertrauen in die eigenen motorischen Fähigkeiten zu entwickeln.

Es geht nicht nur darum, dass die Schülerinnen und Schüler etwas können, sondern auch darum, dass sie erkennen, was sie können. Diese Rolle unterscheidet Sportlehrpersonen von Trainingsleitenden im ausserschulischen Sport: Für erstere ist diese pädagogische Aufgabe zentraler Auftrag.

Ein Kind balanciert über eine Bank in der Turnhalle, andere Kinder reden.

Bewegt – der Fokus liegt auf der Wahrnehmung

Lehrpersonen stellen sicher, dass die Kinder im Unterricht möglichst viel Bewegungszeit haben. Um dieses Ziel zu erreichen, ist eine gute Vorbereitung und Planung des Unterrichts zentral, insbesondere, wenn der Sportunterricht nur eine Lektion dauert. Das Thema Sicherheit hat dabei immer höchste Priorität.

Im Fokus des Sportunterrichts steht nicht die Leistung, sondern die Wahrnehmung der eigenen Beweglichkeit und der motorischen Fähigkeiten. Die Schülerinnen und Schüler fragen also nicht «Wie hoch springe ich?», sondern vielmehr «Wie springe ich?» oder «Wie fühlt sich mein Körper dabei an?». Sie spüren nach und nehmen sich wahr.

Kinder rennen durch die Turnhalle und rollen auf dem Boden.

Individuell – der Heterogenität begegnen

Die Heterogenität in den motorischen Kompetenzen ist gerade bei jüngeren Kindern immens – während die einen schon rückwärts über die Langbank balancieren, brauchen die anderen noch helfende Hände von Lehrpersonen und Gspändli. Für Lehrpersonen heisst das, einzelne Übungen und den ganzen Unterricht so zu differenzieren, dass alle Kinder abgeholt werden, sich wohl fühlen und sich entfalten können.

Lehrpersonen müssen im Blick haben, welches Kind welche Fähigkeiten hat und ihnen die Autonomie lassen, diese im eigenen Tempo weiterzuentwickeln.

Die Lehrerin und ein Mädchen helfen einem Jungen beim Balancieren.

Gemeinsam – Teamwork ist gefragt

Nicht nur bei Mannschaftssportarten, sondern auch bei Einzelübungen, beim Aufstellen und Aufräumen: Solidarität und Teamwork werden im modernen Sportunterricht grossgeschrieben. Kira Willi, Lehrperson an der Primarschule Bülach, lässt ihre 2. Klasse alle Geräte selbstständig aufstellen. Dabei lernen die Kinder, in der Gruppe zusammenzuarbeiten. Die Lehrerin achtet dabei genau darauf, wie sie die Gruppen zusammenstellt, damit eine gute Dynamik entsteht.

Ebenso wichtig ist ihr, dass die Kinder sich bei den Übungen und Aufgaben gegenseitig helfen. Sabine Conti weist darauf hin, dass die früher gängige Praxis des Wählens heute keinen Platz mehr hat im Sportunterricht.

Kinder schieben einen Mattenwagen durch die Turnhalle.

Fazit: Moderner Sportunterricht ist vielfältig und abwechslungsreich

Verschiedene Sportarten, verschiedene Bewegungsmuster, verschiedene Übungen – moderner Sportunterricht setzt auf Vielfalt. Die Kinder erhalten die Möglichkeit, Bewegungen und Sportarten kennenzulernen und zu üben. Die Vielfalt der Kinder wird dabei berücksichtigt, sowohl in ihren Kompetenzen als auch in ihrem Wesen.

Für Lehrpersonen bedeutet das, dass Sie vielfältige Ideen für den Sportunterricht haben und der Vielfalt der Kinder gerecht werden müssen. Keine leichte, aber eine umso spannendere Aufgabe!

Sportbroschüren – attraktive Materialien für abwechslungsreichen Unterricht

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Im Fachbereich Bewegung und Sport sollen Schülerinnen und Schüler während ihrer Schulzeit 15 Kompetenzen aufbauen und vertiefen.

Die A4-Broschüren für die Primarstufe mit «Unterrichtsvorhaben» enthalten einfach umsetzbare Vorschläge für einen kompetenzorientierten Sportunterricht. Sie sind anschaulich illustriert und wegweisend für den Unterricht nach Lehrplan 21.


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