Ausgehend vom Handbuch «Deine Sprache – meine Sprache» zeigen wir Stolperfallen auf, denen Fremdsprachige beim Deutschlernen begegnen können. In dieser Folge widmen wir uns Spanisch.
Rund 480 Millionen Menschen sprechen als Muttersprache Spanisch. Damit landet es auf Platz 3 der meistgesprochenen Sprachen weltweit. Übertroffen wird es nur von Chinesisch (Platz 1) und – je nach Statistik – von Englisch (Platz 2). Spanisch ist in 21 Staaten offizielle Sprache, nämlich in Spanien und allen Ländern Lateinamerikas, ausser Brasilien, Puerto Rico und Äquatorialguinea. In den USA sprechen etwa 18 Prozent der Bevölkerung Spanisch; darüber hinaus wird die Sprache auch in Belize, Marokko, der Westsahara, auf den Niederländischen Antillen, den Philippinen sowie in Trinidad und Tobago von einem beachtlichen Teil der Bevölkerung verwendet.
Das Nachschlagewerk «Deine Sprache – meine Sprache» geht ausführlich auf die Besonderheiten von Spanisch ein und setzt die Sprache in Bezug zum Deutschen. Das Handbuch richtet sich an Lehrpersonen sowie an Personen, die beruflich oder privat mit Kindern und Jugendlichen nichtdeutscher Erstsprache zu tun haben (siehe Box zuunterst im Artikel).
Spanisch ist eine romanische Sprache, die sich in einem langen Prozess aus dem gesprochenen Latein, dem sogenannten Vulgärlatein, herausgebildet hat. Sie ist verwandt mit anderen romanischen Sprachen wie Französisch, Italienisch, Portugiesisch, Rumänisch und weiteren. Ursprünglich wurden am Nordrand der Iberischen Halbinsel viele verschiedene Dialekte gesprochen, die sich aus dem Lateinischen entwickelt hatten. Heute ist Kastilisch die Amtssprache Spaniens, regional sind Katalanisch, Baskisch und Galicisch weitere Amtssprachen.
Das spanische Alphabet hat 29 Buchstaben: a, b, c, ch, d, e, f, g, h, i, j, k, l, ll, m, n, ñ, o, p, q, r, s, t, u, v, w, x, y, z. Unbekannt im Spanischen sind die deutschen Grapheme ä, ö, ü sowie die Diphthonge au, ei, eu, äu und ebenso die Dehnungsmarkierungen h, ie, ieh (Bsp. geht, sieht, siehst).
Die Steigerung des Adjektivs weist im Spanischen vier Formen auf: 1. Positiv (duro: hart), 2. Komparativ (más duro: härter), 3. Elativ (durísimo: sehr hart), 4. Superlativ (el más duro: härtester).
Das Spanische kennt zwei Futurformen: eine synthetische (Bsp. cantaré: ich werde singen) und eine analytische, gebildet aus ir (gehen) + a + Infinitiv (Bsp. voy a cantar). Das analytische Futur bezeichnet eine Handlung, die unmittelbar bevorsteht (Bsp. Lo vas a comprender [enseguida]: Du wirst es [gleich] verstehen). Das synthetische bezeichnet eine Handlung in der fernen Zukunft (Bsp. Lo comprenderás [algún día]: Du wirst es [eines Tages] verstehen).
Im Spanischen wird die Negation mit dem Adverb «no» (nein) gebildet. Dieses übernimmt auch die Funktion des deutschen «nicht» (Bsp. No tú, sino yo: Nicht du, sondern ich) und steht vor dem zu verneinenden Verb (Bsp. No sé: Ich weiss nicht).
Im Spanischen gilt Kleinschreibung. Ausnahmen sind der Satzbeginn sowie Eigen-, Städte- sowie andere Namen.
Frage- und Ausrufezeichen werden nicht nur nach, sondern – in umgekehrter Schreibweise (¡, ¿) – auch vor dem betreffenden Satz gesetzt.
Das System von Spanisch unterscheidet sich in vielerlei Hinsicht von jenem des Deutschen. Menschen mit Paschto als Erstsprache stossen beim Deutschlernen auf einige Hürden, die hier in nicht abschliessender Form dargestellt werden.
Im Spanischen werden b und w am Wortanfang nicht unterschieden. Das kann zu artikulatorischen Verwechslungen wie «Basser» (Wasser) oder «Wasel» (Basel) führen. Ebenso werden f und v oft verwechselt und der unterschiedliche Lautwert von v in beiden Sprachen kann zu Fehlern wie «Fogel» (Vogel) führen.
Das Fehlen der Deklination im Spanischen kann zu negativen Transfers wie «ich habe mein Apfel zu meine Freundin gegeben» führen.
Eine besondere Schwierigkeit stellt die Pluralbildung im Deutschen dar, die durch verschiedene Endungen und/oder Umlaute erfolgen kann. Spanisch kennt nur das Plural-s (bzw. -es). Das kann zu Fehlern wie «die Fensters» oder «die Baumes/Bäumes» führen.
Im Spanisch stehen die Adjektive meist hinter den Nomen. Das erklärt Sätze wie «die Ferien schöne statt «die schönen Ferien».
Das Perfekt (aktiv) wird im Spanischen immer mit «haben» gebildet, während im Deutschen manche Verben das Hilfsverb «sein» (ich bin gegangen) verlangen. So erklären sich Fehler wie «ich habe gekommen».
Das Spanische kennt keine verbale Klammer, wie sie fürs Deutsche charakteristisch ist. Dies führt zu Sätzen wie «ich ausschalte das Licht».
«Deine Sprache – meine Sprache» möchte zur interkulturellen Verständigung bei der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen beitragen. Es bietet einen gut verständlichen Einblick in die Struktur und Eigenheiten der 20 häufigsten Migrationssprachen in der Schweiz und in die mit ihnen verbundenen Schwierigkeiten beim Deutscherwerb.
Dieses interkulturelle Bilderbuch für Kinder von 4 bis 8 Jahren erzählt die Geschichte vom kleinen Wolf, der sich an einem Sonntag in einen Kindergarten schleicht, in acht Sprachen: Deutsch, Französisch, Italienisch, Albanisch, Portugiesisch, Serbisch, Tamilisch und Türkisch. Weitere 22 Sprachen sind als PDF auf www.lmvz.ch erhältlich.