Spielerisch und gezielt den Wortschatz verbessern

von Marion Münstermann - 18 Juni 2024
Illustration Bäckerei und Begriffe

Wörter und Wendungen sind für den Aufbau sprachlicher Kompetenzen zentral. Wie lässt sich Wortschatzarbeit sinnvoll und zielgerichtet ab Kindergartenstufe in den Unterricht einbauen? Anhand der neuen Lehrmittelreihe «Deutsch», die auf einen systematischen und zugleich spielerischen Zugang setzt, zeigen wir wirksame Mittel und Methoden auf.

Wortschatzarbeit spielt schon im Unterricht auf Kindergartenstufe eine grosse Rolle. Gerade für Kindergartenkinder ist es wichtig, den Wortschatz im schulischen Kontext auszubauen. Denn je mehr Wörter sie sich aneignen, umso differenzierter können sie sich mitteilen, Sachverhalte wahrnehmen, begreifen und beschreiben. Die integrative Wortschatzarbeit ist somit der Schlüssel für verschiedenste Fachbereiche und entscheidend für den schulischen Erfolg eines Kindes.

Doch für den Wortschatzerwerb müssen die Kinder ein neues Wort einerseits häufig genug hören; andererseits müssen sie es auch selbst aktiv verwenden, damit es in den eigenen Wortschatz übergeht. Wie das gelingt? «Am besten, indem man die zu lernenden Wörter in konkrete sprachliche Situationen einbettet und möglichst auch noch verschiedene Sinne einbezieht. So wird das Interesse der Schülerinnen und Schüler geweckt. Sie lernen, die Wörter in konkreten Situationen anzuwenden und nehmen sie gar nicht als Lerngegenstand wahr», erklärt Prof. Dr. Britta Juska-Bacher von der PH Bern und Fachexpertin beim Lehrmittel «Deutsch». Und ergänzt: «Das lässt sich wunderbar spielerisch umsetzen.»

Sprachsituationen sinnlich erleben

Wie das konkret funktioniert, zeigt ein Beispiel aus «Deutsch Eins»: Hier tauchen die Erstklässlerinnen und Erstklässler mit allen Sinnen in das Thema Bäckerei ein. Sie sehen Bilder aus der Backstube und dem Laden, sie hören sich Verkaufsgespräche an und schlüpfen selbst in die Rolle des Verkäufers oder der Kundin, um den Zielwortschatz aktiv anzuwenden.

Um ihn weiter zu vertiefen, bilden die Kinder aus vorgegebenen Wörtern Komposita, schreiben diese auf und machen eine Zeichnung dazu. Aus Nuss und Kuchen entsteht so beispielsweise Nusskuchen. In einem weiteren Schritt formulieren sie einen Satz mit dem neuen Wort. Beim gemeinsamen Kuchenbacken mit der Klasse prägen sich die Bedeutungen der einzelnen Tätigkeiten und Begriffe gründlich ein: Die Kinder lesen das Rezept, schreiben eine Einkaufsliste, bereiten den Kuchen zu und essen ihn am Schluss gemeinsam.

Wortschatzlisten: Überblick für Lehrpersonen

«Deutsch Kindergarten» und «Deutsch Eins» räumen der Wortschatzförderung viel Platz ein und stellen verschiedene Hilfsmittel zur Verfügung, um den Wortschatz regelmässig im Unterricht einzubinden. So werden für jedes Modul alle wichtigen Wörter, Wortgruppen und Redemittel im Kommentar für Lehrpersonen aufgelistet und nach Schwierigkeitsgrad geordnet grafisch dargestellt. Mithilfe dieser Wortschatzliste sieht die Lehrperson auf einen Blick, welche grundlegenden Wörter sie erarbeiten muss und mit welchen Wörtern und Wortgruppen sie sprachlich starke Kinder fördern kann.

Wortkarten aus Deutsch-Lehrmittel
Wortkarten im Format A5 aus «Deutsch Kindergarten»: Bei Nomen wird das grammatische Geschlecht mit einem Symbol angezeigt.

Wortkarten: vielfältiger Einsatz

Im Unterschied zu den höheren Stufen findet der Wortschatzerwerb im Kindergarten und zu Beginn der 1. Klasse in erster Linie mündlich statt. Hierbei kommen im «Deutsch»-Lehrmittel insbesondere die Wortkarten zum Einsatz, welche den Modulwortschatz in Bild und Schrift sichtbar machen: Auf den Vorderseiten sind zentrale Begriffe aus den Modulthemen illustriert, auf den Rückseiten stehen die entsprechenden Wörter. Die Karten können in vielerlei Spiel- und Übungsformen eingesetzt werden. Sie unterstützen die Kinder dabei, behandelte Themen zu vertiefen und sich inhaltlich und sprachlich damit auseinanderzusetzen.

Wortschatzwolke
Wortschatzwolke aus «Deutsch Kindergarten»: Abbildung des relevanten Wortschatzes für die Auseinandersetzung mit dem Bilderbuch «Der kleine Biber und das Echo»

Wortschatzwolke: Mehrwert für DaZ-Lehrpersonen

Fast die Hälfte der Kinder bringt beim Eintritt in den Kindergarten nicht Deutsch als ihre Erstsprache mit. Um die Arbeit mit mehrsprachigen Kindern zu unterstützen, bietet das Lehrmittel verschiedene Hilfen an. Es ist selbst zwar kein DaZ-Lehrgang, geht aber vom integrativen Ansatz aus. Das heisst, die DaZ-Lehrperson kann ihre Schülerinnen und Schüler fördern, indem sie mit ihnen Themen sprachlich vorbereitet, bevor sie in der Regelklasse behandelt werden – etwa mithilfe der Wortschatzwolke.

Diese stellt den Modulwortschatz differenziert nach Verwendungsfrequenz dar: Im Zentrum der Wolke stehen Wörter, die am häufigsten vorkommen und die für die Auseinandersetzung mit dem Modulthema unabdingbar sind. Je weiter am Rand die Begriffe angesiedelt sind, desto mehr nimmt ihre Frequenz ab und desto komplexer und spezifischer werden sie. So kann die Lehrperson die zentralen Begriffe auf einen Blick erkennen und diese ganz gezielt mit den Kindern erarbeiten.

«Deutsch»: Vom Kindergarten bis zur Sekundarstufe I

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«Deutsch» ist das neue Lehrmittel für den Deutschunterricht vom Kindergarten bis zur 3. Sekundarklasse. Die Lehrmittelreihe basiert über alle Klassenstufen hinweg auf einem durchgängigen Gesamtkonzept. Alle Kompetenzbereiche des Lehrplans 21 werden systematisch aufgebaut: Hören, Lesen, Sprechen, Schreiben, Sprache(n) im Fokus und Literatur im Fokus.


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